Vortrag „Das Kunstmuseum der Zukunft – eine Kreativitätsagentur?“

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Auf dem Symposium „Grenzen des Wachstums – Die Zukunft des Kunstmuseums“ in der Staatsgalerie Stuttgart hielt Wolfgang Ullrich am 27. November 2015 einen Vortrag unter dem Titel „Das Kunstmuseum der Zukunft – eine Kreativitätsagentur?“

In einer Zeit, in der das Diktum “Jeder Mensch ist ein Künstler” mehr Geltung denn je besitzt und Kreativität zu den größten gesellschaftlichen Werten gehört, braucht es auch mehr Institutionen als früher, die vor allem inspirierend wirken. Gesucht sind Orte, die eine Atmosphäre der Kreativität schaffen können. Kunstmuseen etablieren sich aktuell zunehmend als solche Orte. Mit ihren vielfältigen Spielarten von Kunstvermittlung sowie immer neuen Sonderveranstaltungen und Events versuchen sie, möglichst viele verschiedene Menschen zu erreichen und dazu zu ermuntern, selbst kreativ tätig zu werden – oder ihnen zumindest das Gefühl zu geben, sie könnten ihrerseits kreativ sein. Das Museum will nicht mehr ein Ort sein, an dem Meisterwerke demütig bewundert werden, sondern an dem das Gebotene anregend wirkt. Das ist, gemessen an der Geschichte der Museen, nicht weniger als ein Paradigmenwechsel, der innerhalb des Vortrags analysiert wird.

Den Vortrag gibt es nachzulesen unter Das Kunstmuseum der Zukunft – eine Kreativitätsagentur?

 

Comments 12

  1. kultureventbuero 7. Dezember 2015

    Lieber Herr Ullrich,

    wie gut, dass Sie den ganzen Vortrag veröffentlichen. So kann man im Detail nachlesen, was Sie gesagt haben! Vielen Dank auch für den Verweis auf mein Blog!

    Es ist komplex – wie nicht anders erwartet. Ganz besonders spannend fand ich den Verweis auf Tolstoi. Das muss ich noch einmal nachlesen! Und ja, das Beuys-Zitat!! Ich würde mal vermuten, dass es eines der am häufigst verwendeten Kunstzitate ist! Der eigentliche Zusammenhang dieses Zitates bringt mich übrigens auf die Sache mit den Artefakten. Ich hatte das ja an anderer Stelle schon einmal gesagt, dass ich eben nicht der Meinung bin, dass sich Kreativität im Erschaffen von Kunstwerken erschöpft. Und für mich ist diese museumspädagogische Praxis auch eher veraltet (hier würde das englische oldschool wunderbar passen – die Nähe zur Schule macht deutlich, was ich meine).

    Aus meiner Sicht geht es nicht darum, „Ähnliches“ wie der Künstler zu tun. Sondern es geht darum, einen persönlichen Zugang zu dem zu finden, was der Künstler zeigt. In diesem Sinne verstehe ich mich auch überhaupt nicht als Hebamme, die motivierend auf die Besucher einwirkt, selbst gestalterisch tätig zu sein. Meine Rolle sehe ich darin, dem Besucher erst überhaupt zur Rezeption zu verhelfen. Beziehungsweise zur Aneignung. Das Wort finde ich an dieser Stelle wirklich gut. Hier kommt nämlich die eigene Erfahrung, das eigene Vorwissen ins Spiel. Meinetwegen auch das kollektive Gedächtnis. Alles Aspekte, die ja unter Umständen auch bei der Kunstproduktion mitgedacht werden.

    Vielleicht können wir uns auch darauf verständigen, dass bei vielen Menschen die Wahrnehmung getrübt, verschüttet, überlagert ist. Dass manche Menschen das Sehen verlernt haben oder schlichtweg im Museum nicht erwarten, dass sie aufgefordert sind, hinzuschauen. Da wird dann sehr schnell die passive Rezipientenrolle eingenommen. Das wiederum hat auch mit lange eingübten Verhaltensweisen im sogenannten „Musentempel“ zu tun. An genau dieser Stelle sehe ich dann den Einsatz der Vermittler, die mit unterschiedlichen Methoden ermöglichen, eine eigene Sprache über Kunst zu entwickeln. Vielleicht sehen Sie das als Selbstverständnis an, dass man sich über Kunst äußert, dass man eine eigene Meinung dazu hat. Meine Erfahrung zeigt, dass es sehr viele Menschen gibt, die sich eben dies nicht zutrauen (und das sind jetzt nicht nur diejenigen, die zu den bildungsfernen Schichten gehören).

    Ich will an dieser Stelle einmal Schluss machen – es gäbe noch so viel dazu zu sagen. Aber vielleicht mache ich das in einem eigenen Blogbeitrag. Auf jeden Fall nehme ich als Impuls aus Ihrem Vortrag den Begriff der sozialen Energie mit. Der ist mir sehr wichtig. Und er sagt so viel!!!

    Herzliche Grüße von Anke von Heyl

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  4. Peter Soemers 22. Dezember 2015

    Lieber Herr Ullrich,

    Ihr Beitrag ist tatsächlich viel ausgewogener als die ‚Zusammenfassung‘ im Art-Magazin. Die beiden Paradigmen behalten ihren Eigenwert. Ich persönlich, ‚unbedarfter Laie‘ und eifriger Museumsbesucher, würde gerne dem etwas negativ gefärbten Begriff der Eigenkreativität das leidenschaftlich angestrebte Ideal von Merete Sanderhoff (stellvertretend für viele Publikationen hier Wiki Labs – enriching art history on Wikipedia) und von Michael Peter Edson (ebenfalls stellvertretend The Virtues of Treating Museums, Libraries and Archives as Commons) ergänzend an die Seite stellen. Auch dann, wenn in kulturgeschichtlicher Hinsicht kritische Anmerkungen möglich oder sogar angebracht wären (vgl. Ihr Interview im Kunstmagazin „artist“). (Vielleicht sehen Sie irgendwann einen Anlass, sich zu den Ideen dieser mich inspirierenden Personen zu äussern.)

    Sollte die von Ihnen vorgeschlagene Aufgabenteilung zwischen Museen und Ausstellungshäusern konsequent durchgeführt werden? Ich fände das ein wenig Schade, denn die unterschiedlichen Aktivitäten könnten einander (im Idealfall) befruchten und der Besucher hätte eine grössere Auswahl aus unterschiedlichen Angeboten. Ich denke da gerne sehr ‚inklusive‘. Dass jedes Museum bzw. Ausstellungshaus abhängig von mannigfachen Faktoren eigene Akzente setzt und sich künftig vielleicht weise mehr einschränken wird, kann ich nur begrüssen. Als Besucher entwickelt man ohnehin ein Gespür dafür, ob Angebote in Museen aufgesetzt oder in sich stimmig, passend zum Geist des Hauses wirken.

    Ich wünsche Ihnen Frohe Weihnachten und ein sehr gutes 2016, mit viel Kulturgenuss!

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