Ein Vortrag, den ich am 2. Juni 2021 auf dem Symposium „Ich trete aus der Kunst aus“ hielt, das aus Anlass des 85. Geburtstags von Bazon Brock in Wuppertal stattfand, ist nun online und hier anzuschauen! (Und hier der Überblick über alle Beiträge des Symposiums.)
Ich widme mich in meinem Vortrag dem wohl berühmtesten Satz von Beuys: „Jeder Mensch ist ein Künstler“. – Üblicherweise wird dieser Satz als Proklamation einer Demokratisierung verstanden: Kreativität, die bisher exklusiv war und für eine privilegierte Minderheit reserviert blieb, wird zum Allgemeingut erklärt – jede:r darf sich nun als Künstler:in fühlen. Doch statt den Satz als Entgrenzung des Künstler-Begriffs zu interpretieren, kann in ihm auch eine Erhöhung des Begriffs vom Menschen gelesen werden. So wurde gemäß Beuys bisher unterschätzt, wie gottähnlich Menschen insofern sind, als sie grundsätzlich über schöpferische Kräfte verfügen. Sie sind also nicht nur Kreaturen, sondern genauso und erst recht Kreatoren. Damit aber stört Beuys etablierte theologische Konzepte, ist mit seiner Provokation jedoch lange nahezu ohne Resonanz geblieben. Neue Aktualität bekommt seine Idee jedoch seit einigen Jahren durch die zunehmende Verbreitung von Empowerment-Strategien, wie ich im Schlussteil des Vortrags zu zeigen versuche.
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