Peter Weibel ist tot, für ZEIT-online habe ich einen Nachruf geschrieben – hier zu lesen.
„Obwohl Peter Weibel seine Karriere vor allem innerhalb von Institutionen machte, blieb er ihnen gegenüber immer skeptisch, ja hatte Lust auf Gedanken, die auch für ihn selbst unbequem und gefährlich werden konnten. So hat kaum jemand kritischer über Museen geurteilt als er, wenn er etwa beklagte, dass Exponate im ‚White Cube’ merkwürdig neutralisiert würden, „der geistige Gehalt und die ideologische Position eines Kunstwerks“ im Museum also „letztlich egal“ seien. Und während des Corona-Lockdown provozierte er manche mit der These, es sei gut, dass nun vieles nur noch online stattfinden könne, denn im Museum werde doch bloß „eine Nähe beschworen“, obwohl die Besucher sich eigentlich „gegenseitig nur auf die Nerven gehen“. Also müssten Museen versuchen, „das bessere Netflix zu sein“, und viel mehr „Angebote schaffen, die im Netz einzigartig sind, aber auch das Publikum beteiligen“. – Solche Aussagen lassen sich vielleicht nur ganz verstehen, wenn man weiß, wie wichtig es Peter Weibel immer war, den so lange viel zu exklusiven, elitären Kunstbetrieb zu öffnen und zu demokratisieren. Von den Medien ging für ihn also die Verheißung einer egalitäreren, freieren, offeneren Gesellschaft aus. Und wie er deshalb misstrauisch gegen zu viel Nähe war, war er auch misstrauisch gegen die Fetischisierung von Originalen, bekannte sich vielmehr schon 1988 zu seiner „Verachtung des Originals“. Mochte diese Verachtung daraus resultieren, dass er selbst seine Bildung vor allem über Reproduktionen und über Medien erworben hatte, so darf man sich ihn insgesamt vorstellen wie einen der jugendlichen Helden aus Peter Weiss’ „Ästhetik des Widerstands“, die ja ihrerseits vor allem dank Zeitschriften und Büchern – mit Hilfe von Medien – gegen vermeintlich unüberwindliche Grenzen zu opponieren vermochten.“
Das Foto zeigt Peter Weibel 2014 bei einem Auftritt mit seiner Band „Hotel Morphila Orchester“.
„Denn jede Form des Ausdrucks ist nur ein Gefängnis“ heißt es in seinem Song „Pollock-Rock“ von 1982. Möge er nun also in Freiheit ruhen.
Lippens 3. März 2023
Und ich hatte mich schon so auf Bilder aus seinem Wohn-Arbeits-Container-Projekt gefreut!
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kopfundgestalt 3. März 2023
Selten, daß man im Museum mit jemand ins Gespräch kommt, es ist eigentlich nicht vorgesehen.
Am besten schaltet man auch sein Handy ab, denn ein Anruf könnte gewaltig stören.
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