Warum das Neue immer wieder von Neuem neu ist

Bei der Jahrestagung „Positionen des Neuen“ der Gesellschaft für Designgeschichte war ich im Juni 2018 als Keynote-Speaker eingeladen. Mein Vortrag hieß „Warum das Neue immer wieder von Neuem neu ist (und warum irgendwann doch nicht mehr)“. Darin gehe ich der Frage nach, warum sich das Attribut ‚neu’ so lange größter Beliebtheit erfreut hat. Was ließ Neuartiges genauso wie Neuwertiges zur Leitkategorie für Design, Konsumästhetik und Marketing werden? Und wie wird es in Szene gesetzt – von Produzenten sowie von Konsumenten? Gerade letztere haben seit einigen Jahren mehr Möglichkeiten als früher, ihre Freude am Neuen zum Ausdruck zu bringen: mit Videos und Fotos, die sie in den Sozialen Medien publizieren, also etwa mit ‚Unboxing Videos’, in denen das Auspacken eines neuen Produkts dokumentiert wird, oder mit ‚Produktselfies’, auf denen man das jeweils Neue stolz in die Kamera hält.gfdg

Dennoch, so meine Diagnose, hat das Neue in den letzten Jahren an Verführungskraft eingebüßt. Bemühungen darum haben nachgelassen, man begnügt sich mit Schwundstufen davon. Aber warum? Ich deute diese Entwicklung mit sozioökonomischen Veränderungen, vor allem mit (auch sonst zu beobachtenden) Tendenzen zu einer Rearistokratisierung der Gesellschaft. Auf einmal sind Tradition und Vergangenheit wieder wichtiger als Zukunft und Neuheit.

Die Zeitschrift designreport hat meinen Vortrag in der Ausgabe 4/2018 komplett abgedruckt – und ihn hier online veröffentlicht.

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