Postdigitaler Salon III

Am 24. März 2024 fand zum dritten Mal der „Postdigitale Salon“ statt – begleitend zur Leipziger Buchmesse. Der „Postdigitale Salon“ entstand in Kooperation des Online-Feuilletons „54books“ mit der Reihe „Digitale Bildkulturen“. – Die Aufzeichnungen der Veranstaltung sind nun online!

Zuerst sprach Annekathrin Kohout mit Jenny Schäfer über deren Buch „Arbeitstage„, das 2023 im SUKULTUR Verlag erschienen ist – anzuschauen hier!

Dann sprach ich mit Thomas Nolte über sein Buch „Stockfotografie„, das im März 2024 in der Reihe „Digitale Bildkulturen“ im Verlag Klaus Wagenbach erschienen ist – anzuschauen hier!

Es folgten Simon Sahner und Daniel Stähr, die ihr im März 2024 bei S. Fischer erschienenes Buch „Die Sprache des Kapitalismus“ vorstellten – anzuschauen hier!

Zum Abschluss gab es eine Podiumsdiskussion mit dem Titel „Kultur und Geld. Wer kann sich Geistesarbeit (noch) leisten?“, an der ich zusammen mit Berit Glanz und Johannes Franzen teilnahm – anzuschauen hier!

Urheberrecht im digitalen Raum

Mit dem Juristen Thomas Dreier vom KIT (Karlsruher Institut für Technologie) habe ich mich über etliche urheberrechtliche Fragen und Probleme unterhalten, die sich speziell im digitalen Raum ergeben. Thomas Dreier ist einer der anerkanntesten Experten auf diesem Rechtsgebiet – zugleich ist er Autor des Bandes „Copyright“ (2022) in der Buchreihe „Digitale Bildkulturen“.

Im einzelnen sprechen wir über:

> die Einführung der ‚Creative Commons‘ in Deutschland (für die Thomas Dreier verantwortlich war)

> die Anpassung des Rechts an neue Herausforderungen im digitalen Raum

> die EU-Richtlinie zum Urheberrecht

> die Debatte über Uploadfilter

> den Pastiche-Paragraphen der EU-Richtlinie

> die Herausforderungen der KI-Programme für das Recht

Das Video ist auf dem YouTube-Channel von „Digitale Bildkulturen“ anzuschauen!

Die Folgen des Nahost-Konflikts für den Kulturbetrieb (II)

Weiterhin erschüttert der eskalierte Nahost-Konflikt den hiesigen Kunst- und Kulturbetrieb. Der Riss zwischen Leuten, die mit Jüdinnen und Juden solidarisch sind, und Leuten, die auf Seiten der Palästinenser stehen, geht mitten durch den Kulturbetrieb – durch Kollegien an Kunsthochschulen, durch Belegschaften von Theatern, durch das kuratorische Team eines Museums oder einer Biennale. Dies ist nicht zuletzt Folge der starken Internationalisierung, die der Kulturbetrieb in den beiden letzten Jahrzehnten erfahren hat. Wie kann, wie soll es da nun weitergehen? – In den letzten Tagen habe ich mich dazu mehrfach geäußert:

Im SWR-Forum war ich eingeladen zur Diskussion mit Elke Buhr und Regula Venske unter dem Titel „Täglich neue Feindschaffen. Zerbricht der Kulturbetrieb am Gaza-Krieg?“ (moderiert von Doris Maull, gesendet am 28. November 2023):

In den „Badischen Neuesten Nachrichten“ interviewte Andreas Jüttner mich, publiziert am 7. Dezember 2023 unter dem Titel: „Warum der Nahostkonflikt auch den deutschen Kulturbetrieb entzweit“:

Auf dem YouTube-Channel „Digitale Bildkulturen“ sprach ich mit dem Künstler und Autor Roland Schappert über die Folgen der Erschütterung – über die Unterschiede zur Debatte bei der letzten Documenta (2022) und den dortigen Antisemitismus-Skandal, über die Grenzen der Meinungsfreiheit und darüber, wie sich die Institutionen des Kulturbetriebs nun ändern sollten oder müssten. – Anzuschauen hier!

„Das große Erschrecken“ – Die Folgen des Nahost-Konflikts für den Kulturbetrieb

Im „Tagesspiegel“ habe ich darüber geschrieben, was dem Kulturbetrieb droht, wenn sich fortsetzt, was seit dem 7. Oktober die neue Diskurs-Realität ist. Die täglich sich vermehrenden Konflikte – Absagen, Rücktritte etc. – scheinen mir in ihrer Dimension nicht vergleichbar mit bisherigen Problemen im Kulturbetrieb. Da man sich nicht einigen kann, welche Opfer des Nahost-Konflikts mehr Aufmerksamkeit verdienen, ja da manche sogar nur einer Seite Solidarität zugestehen, gelangt das Ideal vieler Kulturinstitutionen, Unterdrückten, Minderheiten und Opfern Gehör zu geben, an seine Grenzen. Das aber passiert in einer Zeit eines politischen Rechtsrutsches, in der dieses Ideal, ja die gesamte Ausrichtung des Kulturbetriebs auch von außen vermehrt angegriffen wird. Der interne Streit kann daher instrumentalisiert werden – mit großen Folgen. Wer wird angesichts dauernder Shitstorms noch an seinem Programm festhalten? Man kehrt da lieber zu Unverfänglichem zurück – der Kulturbetrieb wird damit weniger plural, weniger politisch, weniger frei. Er verliert an Relevanz und gerät mehr denn je unter Legitimationsdruck. 

Für Abonnent:innen des Tagesspiegel gibt es den Text hier, für die anderen hier:

Künstlergespräche

Im Lauf des letzten Jahres hatte ich einige öffentliche Künstlergespräche – zum Teil sind sie aufgezeichnet und mittlerweile online gestellt worden. Hier eine Auswahl (chronologisch):

Im Max-Ernst-Museum in Brühl sprach ich mit Karin Kneffel aus Anlass der Ausstellung „Karin Kneffel. Im Augenblick“ – anzuschauen hier.

Mit Ludwig Hanisch sprach ich im Galeriehaus Nord in Nürnberg über seine Ausstellung „Ghost in the Paint“anzuschauen hier.

Mit Tim Beeby sprach ich im Kunstraum München über seine Arbeit „Unsigned. Untitled. Undated“ – anzuschauen hier.

Aus Anlass der Präsentation ihrer Installation „The City of Broken Windows“ im Museum der bildenden Künste Leipzig fand dort ein Künstlergespräch mit Hito Steyerl statt, zu dem unter Moderation von Stefan Weppelmann Francis Hunger und ich eingeladen waren – anzuhören hier.

Im Kunstmuseum Heidenheim sprach ich mit Adi Hoesle aus Anlass seiner Ausstellung „Der Ursprung der Kunst“anzuschauen hier.

Mit René Schoemakers sprach ich über die Entstehung seiner jüngsten Arbeit – ein Triptychon, das eine vielschichtige Auseinandersetzung mit Kunst im Nationalsozialismus und deren aktuelle Wiedergänger darstellt – anzuschauen (in drei Teilen) hier und hier und hier.

„Was war Kunst? Biografien eines Begriffs“

Im Jahr 2005 erschien bei S. Fischer mein Buch „Was war Kunst? Biografien eines Begriffs“. Es gab bald noch eine zweite Auflage, dann aber keine weitere mehr. Seit mehr als zehn Jahren ist das Buch also nur noch antiquarisch zu erhalten, zum Teil mittlerweile zu (prohibitiv) hohen Preisen. Daher mache ich das Buch nun als PDF allgemein zugänglich.

Anhand von elf berühmten Wendungen aus der Geschichte des Kunstbegriffs untersuche ich dessen Besonderheiten zwischen dem 17. und 20. Jahrhundert. Im einzelnen geht es um:

‚Je ne sais quoi‘; ‚Line of Beauty and Grace‘; ‚Edle Einfalt und stille Größe‘; ‚Ut pictura poesis‘; ‚Delectare et prodesse‘; L’art pour l’art‘; ‚Das unschuldige Auge (the innocence of eye)‘; ‚Apollinisch – dionysisch‘; ‚Kunstwollen‘; ‚Erweiterter Kunstbegriff‘; ‚Ende der Kunst‘.

Hier das PDF:

Philip Wiegards Ethik des Kooperierens

Philip Wiegard: Mirror, Mirror (after Alice Stroppel) (2022), Polymer Clay Mosaic (122 x 81 x 0,4 cm)

Bei EAU & GAZ in Südtirol eröffnet am 1. September die Ausstellung „Dreams That Money Can Buy“ von Philip Wiegard. Für den Katalog habe ich einen Essay geschrieben, in dem ich mich damit befasse, dass und wie Wiegard bei seinen Arbeiten jeweils mit Personen außerhalb der Kunstwelt kooperiert. Tapeten aus Kleisterpapieren stellt er zusammen mit Kindern und Jugendlichen her, für Bildwerke mit FIMO nutzt er Vorlagen oder Arbeiten von Leuten aus der Hobbyszene. Doch anders als die ersten Generationen von Künstler:innen der ‚Appropriation Art‘ transferiert er nicht einfach etwas in die Kunstwelt, sondern würdigt die Mitwirkenden eigens, spricht mit ihnen ab, wie sie beteiligt werden oder auf welche Weise er ihnen Aufmerksamkeit verschafft. Daher sehe ich in ihm einen Künstler, dessen Werk nicht zuletzt im Entwurf einer ‚Ethik des Kooperierens‘ besteht, hinter deren Standards man künftig wohl kaum noch zurückgehen kann.

Mein Text ist hier abzurufen:

Erlebt Malerei in den Sozialen Medien einen Boom?

Mit dem Künstler, Autor und Musiker Roland Schappert diskutierte ich kürzlich über Malerei in Zeiten von Instagram & Co. – hier das Video davon!

Während ich die Meinung vertrete, dass Malerei in den Sozialen Medien wegen ihrer erkennbaren Gemachtheit zugänglicher ist als viele andere, smarte Bilder, äußert Roland Schappert die Sorge, dass gerade Faktur und spezifische malerische Qualitäten in der medialen Reproduktion nicht hinreichend wahrgenommen werden können. Ist zur Zeit also ein neues ‚Goldenes Zeitalter‘ der Malerei zu erleben – oder wird sie nur oberflächlicher und konfektionierter als in der Moderne rezipiert?

Weitere Themen unseres Gesprächs:

– warum bildende Kunst nicht mehr nur eine Sache der Hochkultur, sondern genauso der Popkultur ist

– warum Galerien Gemälde heute eigens als ‚Unikate‘ ausweisen

– warum Malerei zusätzliche Profilierungschancen durch Making-of-Videos bekommt

– warum es heute eine Konkurrenz zwischen den Institutionen ‚Museum‘ und ‚Soziale Medien‘ gibt

– warum die Neugier auf Malerei nicht gleichbedeutend mit Neugier auf Kunst ist

(2022 veröffentlichten Roland Schappert und ich bei DCV-Books bereits den Band „Aktualitätsjetzt“, eine Sammlung von E-Mail-Dialogen zu Kunst und Gesellschaft.)

„Ein Laichplatz für Amphibien“ – Der Instagram-Account von Clemens J. Setz

Auf einem Workshop, der begleitend zu Poetikvorlesungen des Schriftstellers Clemens J. Setz an der Goethe-Universität Frankfurt stattfand, hielt ich am 6. Juni 2023 einen Vortrag über seinen Instagram-Account, den er von 2015 bis 2022 betrieb. Ich deute diesen in der Tradition lebensphilosophischer Exerzitien, die schon in der Antike darauf ausgerichtet waren, alternative Weisen des Sehens einzuüben und die Menschen so von Fixierungen zu lösen, ihnen mehr Freiheit und ein besseres Weltbild zu ermöglichen.

Den Vortrag habe ich für YouTube nochmal eingesprochen – er ist hier anzuschauen!

Wer ihn lieber liest, kann das hier tun: