Vortrag „Verwandeln und vermitteln. Sozialpolitik im Museum“

Am 11. November 2016 hielt ich auf dem Symposium „Philosophie des Museums“, das im Berliner Bode-Museum stattfand, einen Vortrag unter dem Titel „Verwandeln und Vermitteln. Sozialpolitik im Museum“. Darin widme ich mich in einem ersten – historischen – Teil der Frage, warum es (gerade) für Museen zu einer Aufgabe werden konnte, Kunst zu vermitteln. Im weiteren geht es darum, Grenzen des Vermittelbaren auszuloten, vor allem aber genauer zu bestimmen, welche Funktion das Museum im Zeitalter des Vermittelns – unter dem Paradigma einer „Kultur für alle“ – hat. Wird es  zunehmend zu einem Ort der Sozialpolitik, so ist das umso brisanter, da bildende Kunst gegenwärtig andererseits  wieder stärker an den Interessen der Reichen und Mächtigen orientiert ist. Soll mit dem Vermitteln von Kunst also ein Ausgleich zwischen weit voneinander entfernten Milieus der Gesellschaft hergestellt werden?

Der Vortrag knüpft an die Debatte über Kunstvermittlung aus dem Frühjahr 2015 an und ist vollständig abzurufen unter verwandeln-und-vermitteln.

Comments 4

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  2. kultureventbuero 25. November 2016

    Lieber Wolfgang Ullrich,

    ich habe mich gerade in Ihren Vortrag eingelesen und muss gestehen, dass er mich mit einer gewissen Verwirrung zurücklässt. Die Verwirrung entsteht, weil ich das Gefühl habe, ich müsste ihn mir ausdrucken und mit verschiedenen Textmarkern noch einmal lesen. Um so herauszufiltern, was ich gerne mit Ihnen diskutieren möchte.

    Wir hatten das Thema Kunstvermittlung ja schon mehrfach auf dem Tisch! Aber obwohl ich denke, dass wir beide gar nicht so weit voneinander entfernt sind, glaube ich schon, dass wir im Grundkern doch sehr verschiedene Ansichten haben. Da Sie aber mit dem Thema Siegerkunst und auch mit der historischen Entwicklung einer Rezeption von Kunst im Museum sehr spannende Nebenschauplätze auftun, finde ich es schwierig, herauszuschälen, was wirklich Ihre Einstellung zur Kunstvermittlung ist. Vielleicht schreiben Sie mal etwas zur idealen Kunstvermittlung? Oder darüber, warum Kunstvermittlung nur für eine bestimmte Zielgruppe Sinn macht?

    Ich denke, dass Sie eine sehr eindimensionale Vorstellung von der Kunstvermittlung haben. Immer wieder kommen Sie auf das praktische Gestalten in Museumskursen zurück. Das ist ja aber überhaupt nicht der Punkt. (Ich persönlich halte das für eine wenig zeitgemäße Methode der Beschäftigung mit Kunst.) Viel wichtiger ist doch das Sprechen über Kunst. Und die Unterstützung der Wahrnehmung, die manche Menschen als Voraussetzung dafür eventuell brauchen. Kunst beinhaltet für mich auch ein Angebot zur Kommunikation. Oder wie sehen Sie das?

    Herzliche Grüße
    Anke von Heyl

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  3. wolfgangullrich 27. November 2016

    Liebe Anke von Heyl,

    vielen Dank für Ihre Anmerkungen zu meinem Vortrag! Die Verwirrung, die er bei Ihnen gestiftet hat, ist methodisch nicht unerwünscht 😉 Für mich selbst wird das Thema der Vermittlung, seit ich mich vor ca. zwei Jahren damit zu beschäftigen begonnen habe, immer interessanter und vertrackter – gerade wenn man die ideengeschichtliche Dimension dazudenkt, was ich in diesem Vortrag versuche, oder wenn man die Hochkultur insgesamt in den Blick nimmt und nicht nur die bildende Kunst – oder wenn man natürlich auch, wie Sie zurecht ansprechen, zwischen verschiedenen Vermittlungsformen sowie unterschiedlichen Zielgruppen unterscheidet. Ihre Anregung, mal darüber zu schreiben, wann genau eine Vermittlung aus meiner Sicht Sinn macht, nehme ich gerne auf! – Für mich wird jedenfalls immer klarer, in welchen Paradoxien Kunstvermittlung von jeher steckt (was übrigens weniger ein Problem ist als Grund für Dynamik und dialektische Betrachtungsmöglichkeiten): Indem Kunstvermittlung gegen Tendenzen des Exklusiven ankämpft, muss sie das Exklusive in seinem Charakter verändern. Zugleich aber bezieht sie ihre Legitimation und Kraft daraus, dass das, dem sie gewidmet ist, so exklusiv angelegt ist.

    Ja, man kann Kunst als Angebot zur Kommunikation interpretieren, aber das wäre mir so noch zu unbestimmt. Da müsste doch noch genauer besprochen werden, welchen Zielen die Kommunikation dient und auf welche Weise sie praktiziert wird. Denn Kommunikation an sich ist ja noch nichts Besonderes – und schon gar nichts per se Erstrebenswertes.

    Ich freue mich jedenfalls, wenn unsere Diskussion immer mal wieder weitergeht.
    Herzliche Grüße an Sie

    Wolfgang Ullrich

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  4. kultureventbuero 5. Dezember 2016

    Lieber Wolfgang Ullrich,

    ich hatte vergessen, den Benachrichtungsbutton anzuklicken 🙂 Jetzt habe ich mal kurz nachgeschaut – und finde es ganz wunderbar, wenn ich Sie zum Thema Kunstvermittlung anstacheln konnte! Wirklich wichtig ist ja auf allen Seiten, dass man immer wieder reflektiert, was man da tut! Und ich greife Ihre Einwände auch gerne auf. Nein, Kommunikation um der Kommunikation willen – das wäre auch nicht mein Ziel. Da wären wir ja bei einem nichtssagenden Smalltalk (wobei der – so ist meine Wahrnehmung – durchaus weit verbreitet ist in der Kunstszene). Es muss schon einen Sinn haben.

    Sehr gerne diskutieren wir weiter. Und ich denke noch mal weiter auf dem Begriff des Exklusiven herum … Einstweilen sende ich herzliche Grüße und wünsche eine ruhige Adventszeit.

    Anke von Heyl

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