In offener Feindschaft

Im Juli 2017 veröffentlichte ich beim Perlentaucher einen Vortrag, in dem ich unter dem Titel „Deko und Diskurs“ über ein Schisma in der Kunstwelt spekuliere. Der Text erfuhr sowohl viel kritische als auch zustimmende Resonanz, im Oktober wurde er vom Deutschlandfunk als Essay gesendet. Nun, zum Ende des ‚Superkunstjahres‘, veröffentliche ich eine Fortsetzung – wieder auf den Seiten des Perlentaucher! Es handelt sich hierbei um die schriftliche Fassung eines Vortrags, den ich am 1. Dezember 2017 unter dem Titel „Rollenwechsel im Superkunstjahr? Der Kunstmarkt nach den Ereignissen von 2017“ beim FAZ-Forum in Berlin gehalten habe.

Bildschirmfoto 2017-12-22 um 12.14.46

„So gerne man dem Kapitalismus – also dem gewinnorientierten, auf Spekulation getrimmten Denken – vorhält, keine Werte und keine Moral zu kennen, so sehr kann gerade das zum Vorteil für eine Kunst werden, die unter den Druck moralischer Rechtfertigung gerät. Denn soweit der Markt amoralisch ist, herrscht auf ihm auch nicht jener Druck; vielmehr lässt er der Kunst in moralischer Hinsicht Freiheit. Daran zeigt sich eine Wahlverwandtschaft zwischen Markt und Kunst. Beide kommen darin überein, die Phantasie über die Moral zu stellen, auch wenn jene jeweils eine ganz andere Ausprägung annimmt. Gibt man auf dem Markt allem eine Chance, was als Kunst durchgehen könnte, richtet darauf also Phantasien von Entdeckung und Gewinn, so geht es in der Kunst darum, Grenzen infrage zu stellen, die Realität zu paraphrasieren oder Fiktionen ohne Rücksicht auf was auch immer zu schaffen und dabei jedes Mal eine lebhafte Einbildungskraft unter Beweis zu stellen. Markt und Kunst – so könnte man es pathetisch formulieren – leben vom Abenteuer, in dem die sonst geltenden Konventionen zumindest entkräftet, wenn nicht völlig suspendiert sind.“

Der gesamte Text ist hier zu lesen.

Hinterlasse einen Kommentar